Magazin: Graveyard Magazin | Fragen: Daniel Polsinger | Antworten: Stefan T. & Bernd G. | März 2004
 
1. Hallo! Euer Debüt Album „Destination: Infinity“ ist vor wenigen Tagen veröffentlicht worden und die Promotionmaschinerie beginnt, sich gerade warm zu laufen. Wie läuft’s bisher so?
Stefan: Die Promotionarbeit des Labels ist aus unserer Sicht sehr zufriedenstellend, schließlich sind wir in etlichen wichtigen Magazinen mit Werbeschaltungen und Reviews präsent. Wir sind auch guter Dinge, dass uns das Label bei unseren Live-Aktivitäten unterstützen wird.

2. Womit wir schon bei meiner nächsten Frage wären: wie kam denn der Deal mit Black Attakk zustande? Unter dem Namen Last Episode hatte das Label einen nicht gerade guten Ruf...
Stefan: Das ist schon richtig. Meiner Erfahrung nach ist bei einem kleinen Label oft weniger die Bereitschaft als der fehlende finanzielle Rahmen das Problem. Karsten ist sicherlich ein engagierter Mann, der aus seinem Label mit viel Enthusiasmus etwas machen will, aber eben in der Vergangenheit auch nicht immer vom Glück begünstigt war. Uns hat er bisher durchaus fair behandelt, auch wenn er es mit der Einhaltung von Fristen nicht so genau nimmt, spät aber doch erledigt er dann meistens alles.
Bernd: Der Deal selbst kam eigentlich ohne große Umwege zustande, ich schickte Karsten einfach eine Vorabversion unseres Albums, ließ ihm eine Weile Zeit damit er reinhören konnte, und als ich mich dann wieder bei ihm meldete war er sofort interessiert. Es gab auch Angebote von anderen Labels, aber letztendlich entschieden wir uns aufgrund der Nähe nach Deutschland und der damit verbundenen problemlosen Kommunikation für Black Attakk.

3. Sternenstaub machten im Laufe der letzten Jahre eine beeindruckende Entwicklung vom Ein-Mann-Projekt zur international konkurrenzfähigen und eigenständigen Band durch, die dazu noch einige „prominente“ Mitglieder im Line-Up hat. Auch wenn du die Frage langweilig findest, heb uns doch bitte kurz die wichtigsten Punkte eurer Laufbahn!
Stefan: Bernd hat seine musikalischen Visionen in Ermangelung von geeigneten Mitstreitern jahrelang alleine ausgelebt und auf seinem Synthesizer das Rohgerüst unseres Debüt-Albums komponiert. Da dieses Material in Form von Midi-Files vorlag, war es für mich in der Folge kein Problem, die Spuren in meinem Heimstudio weiterzubearbeiten und neue Teile und Arrangements hinzuzufügen. Bernds Ideen haben meine Inspiration geweckt und so hab ich mich an die Arbeit gemacht und richtige Black Metal Songs daraus entwickelt. Wir kannten uns lange Zeit nur vom E-Mailen und als wir uns zum ersten Mal persönlich trafen, war die Demo-CD „Astronomica“ schon so gut wie fertiggestellt. Irgendwie ein ungewöhnlicher Verlauf, aber eben unter den gegebenen Umständen nicht anders zu lösen. Die Integration von Karim, meinem Gitarristen bei Golden Dawn und Moritz, den wir ja alle schon lang kennen, war der nächste wichtige Schritt da wir somit auch über ein Live-Lineup verfügten.

4. Bitte erkläre uns eure Bandmechanismen? Wie koordiniert ihr denn die Proben und andere organisatorische Angelegenheiten? Schließlich sind eure Mitglieder noch bei KorovaKill, Darkwell und Golden Dawn aktiv!
Stefan: An dieser Stelle muss gesagt werden, dass Moritz Neuner nur ein Teilzeit-Mitglied bei Sternenstaub ist, er ist ohne Zweifel ein hervorragender Studioschlagzeuger aber durch seine vielfältigen Aktivitäten leider nicht in der Lage, uns bei Proben und Live-Konzerten zu unterstützen. Live spielen wir mit Lukas Lindenberger hinterm Schlagzeug, der in Punkto Geschwindigkeit und Technik Moritz um nichts nachsteht und, wenn er Zeit und Lust hat, auch für die nächsten Studio-Produktionen von Golden Dawn und Sternenstaub zur Verfügung stehen wird. „Hauptamtlich“ ist er übrigens Drummer der Death Metal Band Cephalic, und von daher schon mit jahrelanger Schlagzeugerfahrung belesen. Karim und ich haben sich im letzten Jahr natürlich vor allem auf Sternenstaub konzentriert, nun jedoch da die CD veröffentlicht ist und unser Live-Programm steht, werden wir die Arbeit an der nächsten Golden Dawn-CD aufnehmen. Was die Proben für Sternenstaub betrifft, so gestalten sich diese aufgrund der großen Distanzen zwischen uns natürlich schwierig. Da aber alles aufs Genaueste ausarrangiert ist und jeder seine Teile auf Noten oder Tabulaturen vorliegen hat, genügt uns zumeist eine gemeinsame Probe vor dem Konzert. Um die organisatorischen Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Label und Konzerten kümmert sich Bernd, wie auch um die Homepage und sonstige graphische Dinge.

5. Auf „Destination: Infinity“ finden sich auch die Songs eurer Demo CD „Astronomica“ wieder. Habt ihr die Stücke irgendwie neu arrangiert oder ergänzt?
Stefan: Die Arrangements, insbesonders die Keyboards, wurden nochmals überarbeitet, aber im Prinzip sind die vier Songs identisch mit der Vorproduktion, sprich dem Demo.

6. In eurem Legacy Interview erfuhr ich von eurem lyrischen Konzept, dem die Überlegung zugrunde liegt, das alles aus Sternenstaub entstanden ist und auch wieder zu Staub zerfallen wird. Was gab dir den Anstoß für diese textliche Ausrichtung? Was fasziniert dich an diesem Grundsatz so sehr?
Stefan: Wenn man das Entstehen und Vergehen von Galaxien in kosmischen Zeitspannen betrachtet, werden unsere kurzen Existenzen und nichtigen Probleme auf einmal ganz klein und unbedeutend. Wir sind alle Kinder der Sterne und bestehen aus Sternenstaub und in diesem Lichte betrachtet ruht die Entsprechung von Galaxien und kosmischen Rätseln auch in uns selbst. Die Menschheit stößt also gewissermaßen nicht nur bei ihrem Streben nach den Weiten des Universums an ihre Grenzen, sondern auch bei ihrer Selbstreflexion.
Bernd: Mich hat der Anblick des Himmelszelts bei Nacht eben schon immer mehr fasziniert als andere Themengebiete (z. B. Okkultismus und dergleichen), deswegen wollte ich auch ein Textkonzept in dieser Richtung aufziehen, auch aus dem Grund um mich von anderen Bands zu unterscheiden. Dieser Grundgedanke wird sich auch in Zukunft wie ein roter Faden durch die Songs ziehen, ausserdem kann man das Konzept ja auch beliebig erweitern da viele Perspektiven möglich sind.

7. Stellt die Songanordnung auf dem Album eine zusammenhängende Geschichte dar oder stehen die Songs für sich? Was hält ihr grundsätzlich von der Idee eines Konzeptalbums?
Stefan: Die Songs fügen sich textlich zu einer Art Story zusammen und erzählen die Geschichte einer Person, die ohne Vorstellung von ihrer Identität herumirrt und versucht, etwas über ihre Bestimmung herauszufinden. Schließlich folgt sie ihrer inneren Stimme und erkennt sich selbst in den Weiten des Universums wieder. Was das Wort Konzeptalbum betrifft, muss man anmerken dass andere Bands sicherlich schon weitaus ausgereiftere Werke mit verschiedenen Charakteren und auf das Konzept abgestimmten Songabläufen geschaffen haben, trotzdem denke ich dass die Grundstruktur nachvollziehbar ist.

8. Wäre es möglich, dass in euren Texten auch einmal ein komplett anderes Themengebiet angeschnitten wird?
Stefan: Wir werden uns sicher nicht den im Black Metal üblichen Klischees wie Okkultismus, germanischer Mythologie oder gar dem Herr der Ringe-Hype hingeben. Mal sehen wie´s bei der zweiten CD weitergeht, im Moment neigen wir eher zu „normalen“ Texten, sprich kein Konzeptalbum mit Zusammenhängen untereinander.

9. Welche besonderen Vorkommnisse gab es beim Aufnahmeprozess des Albums? Bist du mit dem Ergebnis und den bisherigen Reaktionen zufrieden?
Stefan: Das besondere Vorkommnis war wohl am ehesten die Tatsache, dass zum ersten Mal im Rahmen einer CD-Produktion, bei der ich beteiligt war, so gut wie alles glatt lief. Wir haben im Mirror Studio in Innsbruck aufgenommen, wo auch schon die letzten CDs von Golden Dawn, Enid und Darkwell eingespielt wurden. Die Zusammenarbeit verlief sehr entspannt und professionell und alles in allem sind wir mit dem Resultat sehr zufrieden. Ich persönlich würde jetzt sicherlich andere Samples für die klassischen Arrangements verwenden bzw. die Keyboards etwas bombastischer mischen, auch in Punkto Härte der Gitarren könnte man mit leicht geänderten Arrangements noch etwas herausholen. Aber was soll´s, zu einer subjektiv perfekten CD hätten wir eben mehr Studiotage und ein großes Budget benötigt, was beides nicht möglich war.

10. Wie wichtig ist euch denn Eigenständigkeit? Wäre es okay für euch, wenn zum Beispiel jemand zu euch sagt: „Hey, dieser Part klingt ja total nach Dimmu Borgir“? Welche Bands seht ihr als eure primären Einflüsse? Mit wem würdet ihr euch selbst vergleichen?
Stefan: Ich glaube, dass jeder Songwriter bewusst oder unbewusst von existierender Musik beeinflusst ist. Auch kein Dichter oder Filmemacher wird je leugnen können, völlig frei von Einflüssen zu sein. Ich sehe grundsätzlich alles als Inspiration, das kann eine CD sein, ein Thema einer Filmmusik, ein gutes Gespräch oder ein Blick in den Sternenhimmel. Ich kann auch nicht grundsätzlich ausschließen, dass hier und da zwei Akkorde eines Sternenstaub-Riffs auch bei Dimmu Borgir vorkommen, bewusst passiert das aber sicherlich nicht.
Bernd: Ich glaube schon, dass Sternenstaub ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit besitzt, Einflüsse gibt es zuhauf wie schon mein Kollege Stefan angesprochen hat, ich selbst fühle mich am meisten von Black Metal in all seinen Variationen und Klassik beeinflusst. Ein Vergleich mit anderen Bands fällt sogar mir eher schwer, der Vergleich mit Limbonic Art, Arcturus etc. hinkt sicher ein wenig, ich denke es sei dem Hörer selbst überlassen ein Urteil darüber zu fällen.

11. Bei Bands wie Sternenstaub bekommt man durch Interviews, das Bandkonzept, etc. schnell das Gefühl, alles würde mit einer rigorosen Ernsthaftigkeit ablaufen. Wie hoch steht bei euch Humor im Kurs?
Stefan: Wir haben sicher jeder für sich eine eigene Vorstellung von Humor und können auch außerhalb unserer Kellerräume lachen. Entgegen der verbreiteten Ansicht glaube ich schon, dass auch Black Metal Bands Humor haben sollten, da auch der Frohsinn ein Spektrum menschlicher Emotion darstellt und man sich nicht künstlich vor gewissen Stimmungen verschließen sollte. Andernfalls läuft man Gefahr, alles zu engstirnig und eindimensional zu sehen, was sich sicher negativ auf die Kreativität auswirkt.

12. Wie sieht es denn bezüglich Live-Aktivitäten aus? Unterstützt euch euer Label in dieser Weise oder regelt ihr das alles selbst?
Bernd: Bisher haben wir uns alle Konzerte selbst organisiert bzw. haben uns gute Kontakte zu Veranstaltern ermöglicht, auf Festivals wie dem Metalfest Vienna oder dem Austrian Black Metal Force 3 zu spielen. Heuer werden wir auf jeden Fall noch beim Kaltenbach Festival in der Oststeiermark auftreten, weitere Termine sind in Planung, wir sind natürlich jederzeit für weitere Live-Aktivitäten offen.

13. Kommen wir zu einem anderen Thema: wie schätzt du die derzeitige politische Lage in Österreich ein? Welche Aspekte hältst du für positiv und was stört dich wirklich?
Stefan: Ich muss leider sagen, dass die Politik in unserem Land momentan etwas zu wünschen übrig lässt. Aber das hat jetzt gar nicht so viel mit den Programmen der einzelnen Parteien zu tun, sondern hängt meiner Meinung nach eher mit den Persönlichkeiten zusammen, die Entscheidungsgewalt haben. Als Wähler hat man wirklich Probleme, vollkommen hinter einer Partei zu stehen und muss sich das geringste Übel aussuchen. Doch dieses Dilemma betrifft ja nicht nur Österreich, hinzu kommt ja noch die verzerrte Darstellung von Politik und Information generell in den Medien, was den einzelnen an einer objektiven und fundierten Meinungsfindung hindert.

14. Wie underground-verbunden fühlt ihr euch eigentlich? Habt ihr Kontakte mit anderen Bands aus dem In- und Ausland und tauscht fleißig CDs oder interessiert euch das eher weniger?
Stefan: Bernd unterhält regen Kontakt mit den meisten einschlägigen österreichischen Bands, aber auch mit Bands aus dem Ausland. Ich selbst muss gestehen, dass ich mehr oder weniger keine Ahnung habe was im Over- und Underground so abläuft, zumindest im Black Metal Bereich. Ich bin zu beschäftigt mit dem Komponieren und Produzieren, da bleibt leider oft zu wenig Zeit für CDs anderer Bands.

15. Die letzten Worte gehören natürlich euch. Ich danke euch für die Zeit beim Beantworten der Fragen!!!
Bernd: Wir danken dir für das interessante Interview, schaut bei Gelegenheit auf unserer Website www.sternenstaub.org vorbei um auf dem aktuellen Stand bezüglich Sternenstaub zu sein, dort findet ihr auch alle weiteren Infos rund um die Band.


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